Nothing is intensive enough - only art
      Zum künstlerischen Werk von Gudrun König

 

 

Was ist KUNST
wenn nicht Schicksal
und Chaos geteilt durch
Erkenntnis und Liebe im
Erlebnisse schaubar
aufzeichnenden SPIEL?

(Kurt Leonhard)
,,Über Bilder läßt sich nichts sagen, man liebt sie oder verabscheut sie", meinte einer der ganz Großen der Kunst unseres Jahrhunderts, Pablo Picasso, einmal sehr treffend. Er wußte, wovon er sprach.
Wir wissen, daß in der Menschheits-entwicklung die Bilder vor der Schrift entstanden. Bildsprache vor geschriebenem Wort. Die Bildsprache, auch die der Symbole, waren ein Mittel zur

 

Verständigung, eine Möglichkeit des Dialogs - mit höheren Mächten oder Mitmenschen.

Wie sieht es heute damit aus?

Auch der bildende Künstler der Gegenwart bedient sich der Bildsprache, denn ihm kommt es ja weniger darauf an, seine Erkenntnisse in Worte zu fassen - anderenfalls sollte er Schriftsteller werden. Es geht ihm also darum, sein Wissen und sein Empfinden sichtbar zu machen, ins Bild zu setzen. Einzig darauf kommt es an: auf's Sichtbarmachen.
Wenn dies nicht gelingt, wenn seine Malerei, Plastik oder Installation einem aufmerksamen, geduldigen und zugleich empfindsamen Betrachter nur durch lange und komplizierte Erklärungen zugänglich ist, so wäre das Werk mißglückt, keine Kunst...

Oder?

Oder sind wir gar schon am Ende der Entwicklung der Kunst angelangt wie es der französische Soziologe Jean Baudrillard in seinem Essay über die Diktatur der Bilder sagt: "Die zeitgenössische Kunst spielt... mit der Unmöglichkeit eines ästhetisch begründeten Werturteils und mit dem Schuldgefühl all jener, die nichts verstehen und nicht verstanden haben, daß es da nichts zu verstehen gibt."

Was also sollen Worte in einem Katalog, der dem facettenreichen Werk der Malerin, Bildhauerin, Objektkünstlerin Gudrun König gewidmet ist? .



Förderkreis KUNSTSAMMLUNG Main-Taunus
der Kunstsammlung im Kreishaus in Hofheim am Taunus
. Bedarf sie dieser Bestätigung,dieser Bekräftigung?
Sicher nicht, denn sonst könnte sie weder als Malerin noch als Installationskünstlerin etwas schaffen. Ihre Art sich mitzuteilen, folgt einem inneren Zwang, der Eigengesetzlichkeit des Schaffenden.
Bei der Beschäftigung mit ihrem vielseitigen Werk wird rasch klar, daß sie geradezu besessen ist vom Material in seiner Fülle und Verschiedenartigkeit: Holz, Baumrinde, Stoff, Farbe, Hanfschnüre, Stein, und auch alte Dachziegel, Metall, auch Maschinenteile, Draht, Glas, Heu, Vogeleier und -nester, Baumzapfen, Sand, Muscheln und Schneckenhäuser gar. Mit wachen Sinnen steht Gudrun König permanent im Dialog mit der Wirklichkeit: Natur ist eminent wichtig, denn "Natur kann den Menschen überleben", wie eine Ihrer Installationen absichtsvoll heißt. Nichts scheint banal. Die Schönheit des Seins ist ein Schlüssel für ihr künstlerisches Tun.

Und Berühren ist erlaubt - bei den Skulpturen zunächst einmal auch ganz buchstäblich. Aber natürlich zielt Gudrun König damit auch tiefer: sie möchte den Betrachter innerlich berühren, teilhaben lassen.

Sie muß sich ihrem Thema immer Schritt für Schritt von mehreren Seiten nähern. Manchmal erzählt, fabuliert sie auch, kreist das "Objekt der Begierde", beispielsweise die Gestalt der Aphrodite ein, kommt ihm näher und näher.
In summa geht es Gudrun König um menschliche Befindlichkeiten, Beziehungen, geprägt von tiefer Sehnsucht nach Erfüllung und Harmonie. Auch um das kritische Hinterfragen des menschlichen Selbstverständnisses.
So lotet sie die Vielschichtigkeit eines Themas aus.

Sie sucht in ihrer bildhauerischen Arbeit intuitiv nach der dem Stein, Holz oder Metall innewohnenden Form. Wichtig ist ihr dieser Gleichklang von Naturform und Kunstform: mit der Natur schaffen, sie respektieren, nicht sie "bezwingen" vielleicht ist das die weibliche Komponente in ihrer Arbeit.

Gudrun Königs eigene Statements zu ihrem künstlerischen Werk geben einen sehr intimen Einblick in ihr Denken und Fühlen und mögen als Wegweiser im Labyrinth ihrer Bildwelt dienen..

Neufra, 1999
Monika Spiller
Kulturwissenschaftlerin und Kunsthistorikerin